Missionsschwestern

Königin der Apostel

Projekt:  Varanasi: Nav Vani-Schule für gehörlose Kinder ...  (aus Mission 2022_05)Nav Vani

"Was immer Ihr dem geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt Ihr mir getan" (MT, 25:40) Inspiriert von diesen Worten Jesu, haben die Missionsschwestern der Königin der Apostel in der Provinz Varanasi im Norden Indiens begonnen, Ausbildung für Kinder mit Gehörbehinderungen, die wir normalerweise als „Gehörlose“ bezeichnen, anzubieten. Einfach gesagt bedeutet gehörlos, dass jemand nicht hören kann. Gehörlosigkeit kann allerdings von "leicht" bis hin zur völligen Gehörlosigkeit klassifiziert werden. Jemand, der völlig gehörlos ist, kann seine eigene Stimme nicht hören. Kinder, die an Gehörlosigkeit leiden, sind in ihrer weiteren Entwicklung massiv beeinträchtigt. Die Schwierigkeiten reichen von einer beeinträchtigten Entwicklung des Sprechvermögens, der Sprache und auch von ihrer sozialen Entwicklung.

Wir versuchen diesen Kindern eine klare Vision, Hilfe und Ziele für ihre Zukunft anzubieten.

Vision: Eine inklusive Gesellschaft, in der Gehörbeeinträchtigte die, die  gleichen Rechte und Möglichkeiten haben wie Hörende.

Hilfe: Wir bereiten gehörbeeinträchtigte Schüler auf die Herausforderungen einer hörenden Gesellschaft vor.

Ziele:

* Frühzeitige Entdeckung der Gehörbeeinträchtigung und Ausbildung für  diese Kinder vom Alter von  18 Monaten an bis zu 5 Jahren.

* .Ausbildung von gehörlosen Kindern vom Kindergarten an bis zum Ende  der Grundschule.

* Eingliederung von gehörlosen Kindern und Studenten, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, aber auch von jenen, die keine solche Ausbildung erhalten haben.

Die Betreuung solcher Kinder ist eine wahre Herausforderung. Die Kongregation arbeitet in Kooperation mit der Diözese Varanasi an der beruflichen Eingliederung von betroffenen Kindern mittels der Nav Vani School für Gehörbeeinträchtigte, welche 1988 gegründet wurde.

Wir gehen an diese Aufgabe integrativ vor. Zusätzlich zu spezialisierten Lehrern bedienen wir uns auch der Hilfe von Sozialarbeitern, Kinderärzten, HNO-Spezialisten, etc. Wir sind auch im regelmäßigen Austausch mit ähnlichen Instituten, besonders Jeevan Jyoti, Amar Vani, Asha Niketan, Amar Jyoti und anderen vergleichbaren Instituten in der Diözese Varanasi. Nav Vani Schule deckt den Ausbildungsbedarf von gehörlosen Kindern in Varanasi und in den umliegenden Bezirken ab, ohne Rücksicht auf deren Kaste, Glauben, Geschlecht oder Religion. Die Schule bietet ein komplettes Ausbildungsprogramm von der Kinderkrippe bis hin zum 10. Grad, sowie auch Unterkunft für jene, die aufgrund der Distanz nicht täglich anreisen können oder für Kinder, die zwar in der Stadt wohnen und die Ausbildungsstätte als Tagesschüler besuchen möchten, es aber wegen ausreichende Transportmöglichkeiten nicht möglich ist.

Zurzeit besuchen 216 gehörlose Kinder die Schule, 139 Buben und 77 Mädchen. Da sie aus entlegenen Gebieten der Region kommen und sich den Transport nicht leisten können, ist ca. die Hälfte der Schüler im Internat   unterbracht. Das Verhältnis Lehrer zu Schülern beträgt 1 zu 10. Wir, die Schwestern der Nav Vani Gemeinschaft, haben unsere gesamte Arbeit auf die Ausbildung dieser Kinder ausgerichtet. In der Gemeinschaft leben 6 Schwestern. Drei Schwestern arbeiten während des Tages in der Schule, während zwei junge Schwestern gerade dabei sind, selbst ihren Abschluss an der Nav Vani Schule zu machen.

Wir betreuen die jungen Schüler auch nach dem Unterricht im Internat, derzeit 116 Mädchen und Buben. Ein Priester betreut die 68 Buben und die Schwestern die 48 Mädchen.

Nach dem Unterricht haben die Kinder genug Zeit unter der Aufsicht der Schwestern im Internat zu lernen. Es bleibt aber auch genug Zeit für Spiele und gelegentliche Ausflüge. Aufgrund der Covid-19 Pandemie sind besondere Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Für die Internatsschüler sorgen die Schwestern auch für die Verpflegung und wir Schwestern sind auch für die internatseigene Schneiderei zuständig.

Abseits von der akademischen Ausbildung bieten die Schwestern auch Kurse in Hygiene, Persönlichkeitsentwicklung, Tanz, Kunst, Sport und auch Beratung an, welche sich besonders positiv auf jene Kinder auswirkt die in einer emotionalen Krise sind.

Im Internat werden die Schüler zu einem disziplinierten Leben ermutigt. Wir treffen die Eltern der Kinder, hören uns ihre Probleme an und ermutigen sie, an der Ausbildung ihrer Kinder teilzuhaben.

Ein Rehabilitations-Programm der Gemeinschaft ist ebenso in der Schule untergebracht. Wir gehen aber auch in die Dörfer und veranstalten Schwerpunktprogramme, um auf die Problematik der Gehörbeeinträchtigung hinzuweisen. Davon profitieren die nahen Dörfer, wo es gehörbeeinträchtige Erwachsene gibt.

Aufgrund ihrer physischen, sensorischen oder kognitiven Beeinträchtigungen waren behinderte Menschen am meisten von der Pandemie beeinträchtigt. Die beschränkte Interaktion mit anderen Menschen sowie der fehlende Zugang zur Ausbildung während der Pandemie beeinträchtigten die Menschen emotional. Depressionen bei gehörlosen Kindern sind vorgekommen. Der Umgang mit diesem Szenario war eine große Herausforderung für die Schwestern und das Schulpersonal. Wir sind mittels Videocalls in Kontakt geblieben, um auf deren Bedürfnisse einzugehen.

Es wurde eine online Beratungsstelle eingerichtet um beeinträchtigen Kindern und ihren Familien beim Trauma der Pandemie und des Lockdowns beizustehen. Wir haben auch dabei geholfen, Informationsmaterial zur Covid-19 Pandemie für Gehörbehinderte zu verteilen.

Es erfüllt mich mit großer Freude zu beobachten, wie Kinder mithilfe unserer Schulbildung in der Lage sind sich in die Gesellschaft zu integrieren, gute Arbeit zu finden und vor allem ein glückliches Leben zu führen.

Es ist allerdings besorgniserregend, dass nur wenige gehörbehinderte Mädchen um Aufnahme in die Schule ansuchen. Es ist notwendig darauf hinzuweisen, wie wichtig die Ausbildung von Mädchen ist. Dies ist uns ein großes Anliegen.

Aufgrund von fehlenden Mitteln liegt der Traum einer möglichst frühen Entdeckung und Behandlung und somit eine Begrenzung der Auswirkungen einer Gehörlosigkeit auf das Leben eines Kindes leider weit in der Zukunft.

Trotz der Schwierigkeiten und Herausforderungen streben wir nach einem gemeinsamen Ziel: einer inklusiven Gesellschaft, in der Leute mit Gehörlosigkeit die gleichen Rechte und Möglichkeiten und Anteil in der Gesellschaft haben wie Hörende.

Hoffnung geben, Hoffnung leben !  Möge Gott  alle reichlich belohnen !

                                                                                           Sr. Joel  D'Monte SRA

HIER GEHT ES ZURÜCK ZUR PROJEKTÜBERSICHT